Wenn das Nervensystem erwacht – & der Körper nicht mehr schweigt

22.05.2025

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Es ist leicht, Entscheidungen mutig aussehen zu lassen. Es ist leicht, aus der Distanz über Wandel zu sprechen, als wäre er linear, sauber, geordnet. Doch wenn man mittendrin ist – wirklich mittendrin – fühlt es sich nicht an wie Klarheit oder Mut. Es fühlt sich an wie inneres Beben, wie nacktes Dastehen im Sturm des Unbekannten, wie das völlige Aufbrechen alter Sicherheiten, innerer Spannungen und körperlicher Panzer, die man jahrelang mit sich getragen hat, ohne es zu merken.

Ich habe mich entschieden, mich vollständig freiberuflich selbstständig zu machen. Kein Nebenbei, kein Sicherungsseil, keine Hintertür. Eine Entscheidung, die aus der Tiefe kam und gleichzeitig: Mit dieser Entscheidung schwammen Ängste und Zweifel an die Oberfläche. Stimmen, die fragten: Reicht das? Bin ich genug? Was, wenn es nicht funktioniert?

Während ich diesen Schritt ging, spürte ich, dass sich etwas Großes bewegt – aber ich hatte keine Ahnung, wie intensiv es werden würde. Nicht da draußen – sondern in mir. So begann ein Prozess, der alles in mir berührte. Alte Schutzmuster zeigten sich, mein Nervensystem war seit Jahren darauf ausgerichtet zu funktionieren und zu reagieren – auf Flucht, Erstarren und inneres Zusammenhalten. Seit der Geburt meiner Tochter war ich wie in einem inneren Dauerlauf. Immer ein Schritt voraus, immer eine Aufgabe weiter, immer ein Gedanke entfernt vom Hiersein.

Und dann war da plötzlich Raum. Raum, mich zu fühlen. Raum, mich neu auszurichten und alles brach an die Oberfläche.

Es kam nicht schleichend. Es kam heftig. Erst innerlich – dann durch meinen Körper. Ich hatte intensive Träume, viele Nächte lang. Ich träumte, dass ich jemanden erschoss, der mich verfolgte – und zum ersten Mal hatte ich keine Angst. Ich träumte von einer autoritären Frau, der ich die Meinung sagte, ohne zusammenzuzucken. In einem weiteren Traum verfolgte mich Hannibal Lecter, doch auch er starb schließlich, und ich blieb ganz ruhig und gelassen. Ich verabschiedete mich in einem Traum bei einem Telefonat – nicht aus Angst, sondern aus der Klarheit heraus, dass etwas zu Ende geht.

Ein paar Tage später begann mein Körper zu sprechen. Ich bemerkte eine Veränderung auf meiner Haut, und ich dachte nicht sofort an eine allergische Reaktion – ich war eher irritiert und verunsichert, weil ich so etwas noch nie zuvor gesehen hatte. Mir wurde unwohl, als ich meinen Körper sah, und ein Gedanke kroch in mich hinein: „Was, wenn es ansteckend ist? Was, wenn ich meine Tochter gefährde?“ Ich ging in die Notfallpraxis. Dort stellte man eine starke allergische Reaktion fest, und ich bekam eine Infusion mit Cortison. Der Ausschlag verschwand rasch. Ich nahm noch zwei Tage lang Cetirizin.

Am Wochenende darauf kam plötzlich Durchfall, Magen- und Kopfschmerzen. Mein System fuhr Achterbahn. Ich fühlte mich erschöpft, unwohl, innerlich irgendwie leer – und gleichzeitig war da etwas in mir, das sich neu zu ordnen schien. Nichts fühlte sich mehr vertraut an. Ich war die ganze Woche über in einem Zustand von Unwohlsein, innerem Druck, einem Gefühl von „komisch“, wie als wäre ich nicht mehr ganz in meinem Körper.

Ich nahm mir das Wochenende bewusst Zeit für mich. Ich ging in die Natur, setzte mich in Verbindung mit Mutter Erde, praktizierte Qigong, atmete, bewegte mich langsam, sanft, bewusst. Ich begann mit der Energie zu spielen, sie durch meinen Körper zu lenken, sie fließen zu lassen – und verband mich mit einem alten Kirschbaum. Während ich mit ihm in Kontakt trat, wurde das Gefühl des Betrunkenseins deutlich stärker. Mein Körper reagierte heftig, intensiv, vibrierend. Später, am Feuer, spürte ich deutlich, wie etwas Altes, Dichtes, Dunkles und Festgehaltenes aus mir herauszog.

Die Bauchbeschwerden verschwanden fast schlagartig. Doch was blieb, war der Schwindel, die Benommenheit. Das Gefühl, dass mein System nicht mehr auf den alten Mustern aufbaut. Es war eine tiefe emotionale und körperliche Entladung – eine Befreiung aus einem jahrelangen Zustand von Flucht, Kampf und Erstarrung, hin zu einem neuen, noch ungewohnten Empfinden von Leben jenseits des bloßen Überlebens.

Und ganz langsam begann ich zu spüren: Ich wachse. Mit jedem Zittern, mit jedem bewussten Atemzug, mit jedem Moment, in dem ich blieb, anstatt zu fliehen, wurde etwas in mir stärker. Die Zweifel wurden leiser, die Ängste klarer und dadurch durchlässiger. Ich spürte, wie sich alte Vorstellungen lösten, und an ihre Stelle trat etwas anderes: Präsenz. Klarheit. Verbundenheit mit meiner eigenen Wahrheit.

Was ich jetzt lerne, ist, da zu bleiben und nicht zu flüchten. Nicht sofort zu verstehen, sondern wirklich zu fühlen. Ich lerne, langsamer zu werden, weicher. Ich erde mich und verbinde mich mit der Natur. Ich bewege mich in Stille, achte und höre auf alle Empfindungen. Ich lasse mich halten – von mir selbst, von der Erde, von der Wahrheit, dass das, was sich jetzt zeigt, nie gegen mich arbeitet, sondern für mich.

Veränderung kann kraftvoll sein – aber auch herausfordernd und erschöpfend. Manchmal fühlt es sich wie ein inneres Chaos an. Doch all das ist Teil des Weges. Denn unser Nervensystem speichert Erlebtes nicht nur als Gedanken, sondern vor allem als Körpererinnerungen. Jahrelange Muster, die sich tief eingebrannt haben, lösen sich nicht allein durch Einsicht oder Verstehen – sondern durch das Fühlen, das Erleben, das Durchgehen im Körper. Es ist oft genau dieser körperliche Ausdruck – das Zittern, das Brennen, das Chaos –, der die Antwort in sich trägt.

Wenn wir lernen zuzuhören, zeigt sich der nächste Schritt. Nicht immer als klare Richtung, aber als feiner Impuls. Und genau diesen Impuls dürfen wir ernst nehmen.

Durch diese Prozesse bin ich gewachsen – als Mensch, als Frau, als Mutter, als Selbstständige. Ich spüre, wie ich stärker geworden bin. Bewusster. Klarer und viel tiefer verbunden mit mir selbst und mit dem, was ich wirklich in die Welt bringen will. Die Selbstständigkeit ist für mich kein Business-Modell, sondern ein Weg zurück zu mir und genau deshalb so kraftvoll.

Dieser Weg ist nicht bequem, aber er ist echt. Und er bringt mich zu mir. Ganz und bedingungslos.

Wenn du gerade selbst an einem Punkt stehst, an dem dein Körper sich meldet, an dem dein System nicht mehr mitmacht bei alten Mustern – dann will ich dir sagen: Du bist nicht allein und du bist nicht falsch.

Es ist der Anfang von etwas Wahrhaftigem und du darfst da durchgehen – auf deine Weise, in deinem Tempo, in deiner Kraft.

Ich bin auch unterwegs und ich gehe weiter. Nicht perfekt, aber präsent.

Es braucht Mut, den eigenen Weg zu gehen – nicht den schnellen, geradlinigen, sondern den echten. Den Weg, auf dem du nicht nur funktionierst, sondern fühlst. Auf dem du nicht nur suchst, sondern beginnst, wirklich wahrzunehmen: deinen Körper, deine Grenzen, deine Sehnsucht, deine Wahrheit.

Manchmal spricht unser Körper zuerst – durch Symptome, Unruhe, Erschöpfung oder Schmerz. Nicht, um uns zu schwächen, sondern um uns aufmerksam zu machen. Auf etwas, das nicht mehr stimmig ist. Auf etwas, das endlich gefühlt werden will. Auf eine Wahrheit, die vielleicht lange überdeckt war, aber nie verschwunden ist und manchmal reagiert der Körper auch als Ausdruck einer tiefen inneren Reinigung – nicht, weil etwas falsch läuft, sondern weil sich etwas Altes löst. Nach intensiver emotionaler oder energetischer Arbeit beginnt das System, sich neu zu ordnen. Was wir als Symptom erleben, kann in Wahrheit der Übergang sein – ein Zeichen, dass etwas in uns in Bewegung kommt, dass wir näher an das rücken, was echt ist.

Wenn du gerade spürst, dass sich etwas in dir verändert, dass Altes nicht mehr funktioniert, und du noch nicht weißt, was kommt – dann ist das kein Irrweg. Es ist ein Übergang. Eine Einladung, tiefer zu fühlen. Ehrlicher hinzuschauen. Dich rückzuverbinden mit dem, was in dir lebt.

Du musst diesen Weg nicht allein gehen.

Ich sehe dich.
Ich fühle mit dir.
Und ich begleite dich – nicht mit fertigen Antworten, sondern mit echtem Raum.
Für dein Wahrnehmen. Für dein Fühlen. Für deine Wahrheit.
In deinem Tempo. In deiner Kraft. Im Jetzt.

In Liebe, Shania

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Banderole

Hey, ich bin Shania

Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Menschen auf einfühlsame Weise zu ihrem Schatten zu führen, sie durch Selbsterfahrung erkennen zu lassen, was sich hinter ihrem verankerten Schmerz und Leid verbirgt und wie sie diese Erkenntnisse auf heilsame und transformierende Weise für sich selbst nutzen können.