Eine Reise durch Körpererinnerung & innere Rückkehr

24.06.2025

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Es gab vor nicht zu langer Zeit eine Phase, in der ich innerlich und äußerlich auf etwas wartete, das mir das Gefühl geben würde, dass es endlich weitergeht, dass sich eine Tür öffnet und ich spüre: Jetzt ist es so weit. Wir hatten damals ein Haus im Blick – ein großes Grundstück, ein Ort voller Möglichkeiten, auf dem mein Lebensgefährte und ich unsere Visionen miteinander verweben wollten. Ein Raum, der alles in sich trug, was sich so lange in uns geformt hatte. Es fühlte sich fast wie eine Antwort an – und dann wurde es plötzlich still. Keine Rückmeldung, kein Gespräch, nur Schweigen. Und irgendwann war klar: Das Haus wurde verkauft.

Was kam, war eine Mischung aus Enttäuschung, Traurigkeit und dieser leisen Wut, die entsteht, wenn etwas, das sich richtig anfühlt, einfach entgleitet. Ich spürte die alten Erzählungen, dass der selbst gewählte Weg schwerer ist, dass Selbstständigkeit bedeutet, zurückzustecken, während andere scheinbar mühelos weiterkommen. Es war schmerzhaft, diesen Gedanken so deutlich in mir zu spüren – nicht, weil er wahr war, sondern weil ich ihn so lange mitgetragen hatte, ohne es wirklich zu merken.

Und dann wurde es still in mir. Nicht aus Resignation, sondern weil ich plötzlich fühlte, dass dieser Ort vielleicht nie für uns bestimmt war. Dass es kein Versäumnis war, sondern eine Form von Führung, die ich in dem Moment noch nicht ganz greifen konnte. Ich ließ los – aus einem tiefen Vertrauen heraus, dass das, was wirklich zu uns gehört, seinen Weg finden wird und ich hörte auf zu Suchen.

Einige Zeit später stieß mein Lebensgefährte zufällig auf ein Studio. Er sah es, erzählte mir davon, und ohne große Diskussion war klar: ein Teil wird sein Büro – und den anderen stellt er mir zur Verfügung. Einfach so. Ohne Plan, ohne Strategie, ohne dass ich in diesem Moment aktiv nach einem Raum gesucht hätte. Ich hatte diesen Teil meiner Selbstständigkeit in dieser Phase bewusst zur Seite gelegt, war mit meinem ganzen Wesen in der Planung der Kindertagespflege, in der Präsenz, im Jetzt. Ich war nicht auf der Suche. Ich drängte nichts und genau in dieser Ruhe geschah etwas Unerwartetes.

Meine Wahrheit begann sich zu entfalten – nicht laut, nicht spektakulär, sondern wie etwas, das schon lange in mir darauf gewartet hatte, dass ich still genug werde, um es zu hören.
Ich schrieb ganz im Fluss und der Klarheit meine gesamte Webseite neu. Nicht, weil ich musste, sondern weil ich spürte, dass kein einziges Wort mehr in alten Strukturen bleiben konnte. Alles in mir wollte echt sein. Durchlässig, wahrhaftig und im Zeichen meiner Wahrheit.
Genau aus dieser neuen Tiefe heraus veränderte sich meine gesamte Arbeit.

Ich wollte keine Räume mehr halten, die nur gut klingen. Ich wollte Räume, die tragen, die erinnern, die halten, was sie versprechen. Ich wollte keine Sprache mehr wählen, die angenehm ist – sondern eine, die spürbar wird. Und je klarer ich wurde, desto mehr zeigte sich, wie viel noch in mir in Bewegung war.

Ich erlebte in dieser Zeit Wellen innerer Prozesse – Selbstzweifel, Angst, Scham, Unsicherheit. Ich fühlte mich an manchen Tagen kraftvoll und verbunden, und am nächsten zerrissen, fragend, brüchig. Ich weinte viel. Ich fühlte alte Enge in meinem Körper. Ich spürte den Druck, alles richtig machen zu müssen, und gleichzeitig die tiefe Sehnsucht, endlich ich selbst zu sein. Doch ich wich nicht mehr aus. Ich blieb mit mir. Ich ließ die Tränen fließen, ich ließ meine Hände zittern, ich ließ meine Gedanken kommen und gehen. Ich atmete mich hindurch, durch diese Übergänge, durch diese Schichten, die sich zeigten, sobald ich aufhörte, sie kontrollieren zu wollen.

Besonders tief wirkte all das in meinen Träumen. Ich begegnete Gestalten, die mich früher in Panik versetzt hätten – dunkle Figuren, zerstörerische Kräfte und dominante Frauen. Und ich blieb, ich stellte mich.  In meinen Träumen erschoss ich, was mich lange verfolgt hatte – ruhig, klar, nicht aus Hass, sondern aus innerer Entschlossenheit, mich nicht länger klein zu halten. Ich begegnete der Autorität, die mich lange geschwächt hatte – und blieb aufrecht stehen. Ich sprach und hielt mich.

Auch im Außen begann sich etwas zu verschieben. Ich spürte, wie sich bestimmte Beziehungen veränderten – Menschen, die sich zurückzogen, plötzlich anders sprachen, stiller wurden, abwertend blickten, distanzierter wurden. Ich bemerkte diese feinen Signale – die Botschaften zwischen den Zeilen, die Gesten, mit denen mir gezeigt wurde, dass ich nun anders gesehen werde. Früher hätte ich mich gefragt, ob ich etwas falsch gemacht habe. Ich hätte gezweifelt, analysiert, mich angepasst. Doch heute weiß ich, dass sich das Außen oft mitbewegt, wenn wir beginnen, unsere Wahrheit zu leben.

Ich erkenne, dass meine Klarheit Menschen irritieren kann. Dass meine Stimme, meine Präsenz, mein authentisches Auftreten andere mit ihren eigenen ungelebten Anteilen konfrontiert. Dass mein Ja zu mir bei anderen alte Schutzmechanismen aktiviert – Ablehnung, Rückzug, subtiler Widerstand. Und ich erkenne auch, dass es nicht meine Aufgabe ist, mich zurückzunehmen, damit andere sich sicher fühlen.

Ich bin nicht zu viel. Ich bin bei mir. Ich nehme meinen Platz ein – nicht gegen jemanden, sondern mit mir. Ich lebe, was ich fühle. Ich spreche, wenn es etwas zu sagen gibt. Ich verneige mich nicht mehr vor Bewertungen, die mir nicht gehören und ich verlasse mich nicht mehr, um gemocht zu werden. Ich bleibe bei mir und positioniere mich dabei ganz klar.

In einer Therapiesitzung begegnete ich schließlich einem Punkt in mir, den ich nie zuvor alleine erreicht hatte. Ich lag ruhig, geführt in Hypnose, als sich plötzlich ein Kloß in meinem Hals zeigte. Ich spürte ihn sofort. Ich sagte noch: „Oh oh, jetzt kommt was“ – und in diesem Moment durchfuhr mich eine Welle, die alles in mir erschütterte. Mein Körper begann zu beben. Meine Brust wurde eng. Ich konnte kaum atmen. Tränen schossen aus mir heraus. Ich spürte Todesangst. Ich fühlte, wie ich an einer Wand stand, am Hals hochgedrückt, gewürgt und obwohl ich nicht verstand, woher dieses Bild kam, wusste mein Körper genau, was zu tun war. Ich war mitten in einer Erinnerung, die tief in meinem Nervensystem gespeichert war.

Dieser Schmerz war extrem alt. Diese Angst war bekannt. Ich kannte sie seit Jahren – als Enge, als Rückzug, als diffuses Unwohlsein. Doch in dieser Tiefe war sie mir nie begegnet, denn mein System hatte mich bis dahin geschützt, hatte sorgsam dafür gesorgt, dass ich nicht überflutet werde. Und jetzt war dieser Moment gekommen – weil ich bereit war. Weil ich sicher genug in mir geworden war, um zu bleiben.

Ich blieb mit allem. Mit der Panik. Mit dem Gefühl, ohnmächtig zu sein. Mit dem Schmerz. Ich blieb, weil ich spürte, dass mein Körper diesen Raum jetzt öffnen konnte. Meine Therapeutin war da – ruhig, geerdet, verlässlich. Gemeinsam regulierten wir mein Nervensystem. In Wellen. In Atmung. In Präsenz. Und langsam löste sich etwas in mir, etwas, das sich nie lösen konnte, weil ich vorher nicht in der Lage gewesen wäre, es zu halten.

Dieser Moment hat mich verändert. Er hat mir gezeigt, dass alles in mir aufeinander aufbaut. Dass jeder Prozess, jede Unsicherheit, jede Träne mich darauf vorbereitet hat, tiefer zu gehen und dass mein Körper, meine Seele, mein Innerstes ganz genau weiß, wann es bereit ist, sich zu erinnern.

Ich beginne zu verstehen, was es bedeutet, wirklich sicher in mir zu sein. Nicht weil es keine Angst mehr gibt, sondern weil ich ihr nicht mehr ausweichen muss. Nicht weil alles leicht ist, sondern weil ich mir selbst vertraue. Ich weiß, dass ich mich nun wirklich tragen kann. Und ich weiß, dass ich bereit bin, mir selbst ganz zu begegnen – mit allem, was war, was ist, was werden will.

Ich lasse mich nicht mehr hinausdrängen aus meinem eigenen Raum – nicht von Stimmen im Außen, nicht von alten Prägungen, nicht von der Angst, nicht geliebt zu werden. Ich atme. Ich bleibe. Ich gehe. Und ich gehe mit allem, was ich bin.

In Liebe, Shania

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Banderole

Hey, ich bin Shania

Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Menschen auf einfühlsame Weise zu ihrem Schatten zu führen, sie durch Selbsterfahrung erkennen zu lassen, was sich hinter ihrem verankerten Schmerz und Leid verbirgt und wie sie diese Erkenntnisse auf heilsame und transformierende Weise für sich selbst nutzen können.